Castellestraße muss umbenannt werden

Claudia Behlau

„Wir müssen die Castellestraße umbenennen. Ohne Wenn und Aber. Eine Weiterverwendung des Namens von Friedrich Castelle darf es in Dortmund nicht geben.“ Karl Krämer, Mitglied der Fraktion DIE LINKE & PIRATEN in der Bezirksvertretung Innenstadt-Ost, sowie sein Fraktionskollege Frank Rupprecht werden dieser Anregung aus dem Stadtarchiv folgen. Und zwar gegen den ausdrücklichen Wunsch der 63 Anwohner in der Gartenstadt-Süd, die diese Adresse gerne auf ihren Visitenkarten und Briefbögen behalten möchten und dafür auch Verständnis bei CDU und FDP finden.

Dazu Karl Krämer: „Ich bin gerne immer bereit, auf Anwohner-Wünsche einzugehen. Aber in diesem Fall ist das nicht möglich. Castelle war nicht nur ein Mitläufer, sondern aktives Mitglied der Nazis, und hat offensiv die ‚Ausrottung der Untermenschen’ gefordert.“

Friedrich Castelle (1979-1954) war Mitglied der NSDAP und nutzte als stellvertretender Intendant des Reichssenders Köln und als Chef einer Presse- und Nachrichtenabteilung seine Möglichkeiten ausgiebig, um während des 2. Weltkrieges seine menschenfeindliche und antisemitische Haltung zu verbreiten.

Viele Städte – darunter Münster – haben deshalb die Straßen, mit der Castelle zum Teil noch in den 50er-Jahren geehrt worden war, umbenannt. Auch das Stadtarchiv in Dortmund hatte eine solche Umbenennung angeregt, war aber auf den Widerspruch der Anwohner gestoßen.

Einige dieser Anwohner erschienen deshalb in der Sitzung der Bezirksvertretung Innenstadt-Ost am Dienstag, in der diese Straßenumbenennung beschlossen werden sollte. Sie wollten ihre Meinung noch einmal deutlich vertreten. Die Fraktion DIE LINKE & PIRATEN blieb hart. „Die SPD jedoch hat noch einmal Beratungsbedarf angemeldet“, sagt Krämer. Das Thema wurde deshalb vertagt. „Ich gehe davon aus, dass wir die Straße in der nächsten Sitzung der Bezirksvertretung gemeinsam mit der SPD umbenennen werden.“ Ein neuer Name allerdings steht noch nicht zur Diskussion.

Anders sieht es mit der Wagenfeldstraße aus. Der Name bleibt. Die Straße, mit der ursprünglich das aktive NSDAP-Mitglied Karl Wagenfeld geehrt wurde, steht jedoch unter einem neuem Patronat. Die Bezirksvertretung beschloss einstimmig, sie dem deutschen Bauhaus-Designer Wilhelm Wagenfeld zu widmen.